Zapfanlage und Co

Nun zu mir, ich arbeite auch. Nur mit den erwachsenen Kühen.
Mein Tag beginnt meist gegen 7 Uhr, heute durfte ich allerdings schon um halb 6 anfangen. Das war schön.



Als aller erstes werden die Milkers, so nennen wir die Milchkühe, in die Melkstation getrieben. Das sind momentan 362 Damen und genau wie bei Astrid kommen jeweils etwa 20 dazu. Die Kühe kennen sich schon ziemlich gut aus und das Melken ist recht einfach. Q nach Q läuft brav auf die Melkplattform wo sich alle brav die Melkbecher anlegen lassen. Nach einer Umrundung dürfen sie dann wieder zurück auf die Weide laufen, manche drehen aber eine Extrarunde weil sie zu blöd oder hungrig sind, oder auch weil sie eine Extraportion Milch abzugeben haben. Heute haben wir insgesamt 13000 Liter Milch gezapft und mein Chef Dan erwartet bis zu 25000 Liter am Tag wenn alle Kühe bereit sind.



Im direkten Anschluss melken wir die Colostrum, welche die Kühe sind die vor ein bis zwei Tagen gekalbt haben und deren Milch laut Astrid die normale Muttermilch ist. Je nachdem ob die Kühe von Tag ein oder zwei sind haben sie ein grünes oder gelbes Tape um den Schwanz. Das ist wichtig, da bei den Kühen, die an Tag eins gekalbt haben die Milch nochmal extra getestet wird und wenn sie den Test bestehen kommt das Tape ab und sie dürfen zu den Milkers.



Als letztes dürfen die von mir liebevoll genannten "Reds" auf das Karussell, das sind die kranken Problemkühe, die wild rot am Hintern besprayed sind, dass man ja nicht aus versehen deren Milch benutzt, die kommt nämlich in den Gulli.

Parallel zum Melken fährt ein Arbeiter alle Herden ab, sammelt alle Kälbchen ein, notiert die Nummer der Mama und bringt die Kälbchen zu Astrid. Das ist manchmal schon gemein weil man die Mama oft von den Babys wegtreiben muss, das tut mir dann etwas Leid. Manchmal rennen die Kälber auch weg, aber meist kommen sie aufgrund mangelnder Kraft nicht weit.

Wenn all die Kühe nach dem Melken dann wieder auf der Weide sind wird schnell die ganze Anlage geputzt und die Springers werden rangeholt. Das sind die Kühe, die schonmal gekalbt haben und somit erfahrene Milchkühe sind. Mit Hilfe der notierten Mamanummern, einem Computer und einer automatischen Schleuse werden recht flott alle Mamas aussortiert und gleichzeitig alle Kühe an die Melkstation gewöhnt. Außer den Mamas dürfen alle wieder gehen.

Die Heifers = Färsen = Erstmalmamas machen genau das Gleiche wie die Springers durch, allerdings ist das noch ungewohnt für die, aber inzwischen haben sie den Dreh schon gut raus.



Danach werden alle aussortierten Kühe auf das Rondell aufgeladen. Vor dem Melkenn muss man die erstmal per Hand anzapfen, dabei wird geschaut, dass aus jeder Zitze Milch kommt und das alles normal ist. (Es sollte zum Besipiel kein Blut in der Milch sein) Dann wir die Milch mit einem Oechslemeter nach (ich denke) Zuckergehalt getestet und somit die Kuh als A- / B-Milchspenderin markiert.
Allerdings machen es die Neulinge uns meist nicht so einfach und kicken wild um sich, dass ich echt oft um den Kickschutz vor meinem Kopf dankbar bin. Falls sich die Kuh weder mit Euter streicheln, noch mit Schwanz nach oben drücken (so macht man das nämlich) beruhigen lässt gibt es dann als letzte Lösung sogenannte Kickbars, die das Bein so festklemmen, dass die Kuh nur noch stehen kann.

Wieder wird geputzt.

Zur Auflockerung nach diesem Aufsatz ein par witzige Fakten:
-Kühe stinkern und pinkeln am Tag bis zu 50 Liter. Auch beim Melken (oder besonders dann) und wenn man nicht aufpasst oder zu langsam ist kann es schon mal passieren, dass man einen Schwall Kot abbekommt. Find ich aber gar nicht so schlimm, wir sind ja top angezogen, meinen Kopf konnte ich bis jetzt immer decken und immerhin ists warm.
-Kuhkacka stinkt um einiges mehr als Pipi (Was allerdings beides kein Vergleich zu Kalbkacka ist, die Haut einen echt um!)
-Vermutlich ist es Kühen deshalb egal, ob sie sich anstinkern, um aber ihrem Pipi auszuweichen verrenken sie sich maximal.


So, meist fahr ich als nächste mit Motorrad oder Quad die Kuhherden ab, und gebe ihnen Essen. Dafür baue ich einen Zaun ab, gebe somit eine schon am vorbereitete Feldportion und danach bereite ich den nächsten Feldabschnitt für den nächsten Tag vor.









Danach gibt es noch unregelmäßige Arbeiten wie das Dusten, bei dem man Magnesium und/oder Lime (keine Ahnung was das ist) auf den Weiden verteilt um die Kühe mit nötige Nährstoffen zu versorgen.
Tote Kälbchen muss ich des Öfteren an einen Ort abseits der Farm bringe. Zur Zeit ist das echt krass weil da mehr als 20 Kadaver rumliegen. Die holt anscheinen irgendein Mann irgendwann ab, aber was der mit denen macht konnte mir bis jetzt keiner erklären.



Zu guter letzt ein Gedicht.

Meine Kühe machen Kälber.
Und die werden älter, älter.
Esst ihr Kälber, wachst, seid froh,
Ich bin es dann ebenso.
Wenn ihr liegt auf meinem Teller,
Wachst ihr Kälbchen, schneller, schneller.
Wer jetzt denkt, das ist gemein,
Esse lieber deutsches Schwein.
Das Gedicht ist ziemlich hart,
wers nicht mag, der isst Salat.


Kommentare

  1. Gut geschrieben, Jonathan! Wenn ich nicht auf einem Milch - Bauernhof aufgewachsen wäre hätte ich 'was fürs Leben gelernt. Weiter so!!!!

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